ClientEarth
18. April 2023
Wir Menschen sind Teil der Natur. Wie gut es uns gelingt, sie zu schützen und zu bewahren, wird einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit und unsere Zukunft haben. Wildtiere und Ökosysteme machen gesundes Klima und unsere Art des Lebens erst möglich. Sie liefern uns Nahrung und Zukunftssicherheit als Kohlenstoffspeicher, Sauerstofffabriken und Energielieferanten. Alle Lebewesen und Prozesse unseres Ökosystems Erde sind Teil eines Kreislaufs, der uns alle nährt und schützt. Wir Menschen gefährden mit unserer kurzsichtigen Ausbeutung natürlicher Ressourcen unsere eigene Lebensgrundlage: Weltweit sterben Arten und Lebensräume. Unser Klima kippt, mit dramatischen Folgen für unsere Nahrungsproduktion und Gesundheit.
Deshalb nutzen wir von ClientEarth bestehende Gesetze, um für unser Recht auf Zukunftssicherheit und Gleichberechtigung einzustehen. Wir schreiten ein, wenn wir Lebensräume und Arten durch wirtschaftliche Projekte bedroht sehen und vertreten die Interessen lokaler Bevölkerungsgruppen gegen Ausbeutung durch Wirtschaft und Politik.
An den Verhandlungstischen dieser Welt trumpft technischer Fortschritt und wirtschaftlicher Erfolg oft über Naturschutz und den Rechtsansprüchen lokaler Gemeinschaften. Wir von ClientEarth wollen allem Leben auf der Erde zu seinem Recht verhelfen. Deshalb ergreifen wir rechtliche Schritte gegen Industrieprojekte, wenn sie gesetzlich geschützte Ökosysteme und die lokale Bevölkerung gefährden. Solche Eingriffe wirken sich zwangsläufig auf die Pflanzen- und Tierwelt aus, mit schwer absehbaren Folgen. Trotzdem werden noch immer zu oft mangelhaft geprüfte Großprojekte für Verkehrsknotenpunkte und fossile Brennstoffe genehmigt.
Ein Beispiel ist der geplante Bau eines neuen Flughafens im Tejo-Mündungsgebiet in Portugal. Er bedeutet die Zerstörung des Lebensraums von Hunderttausenden Vögeln. Auch ein wichtiger Zwischenstopp für zahlreiche geschützte Zugvögel auf ihren Routen zwischen Afrika und Nordeuropa würde wegfallen und damit ihr Überleben gefährden. Wir verklagen die Behörden, die die Baugenehmigung erteilt haben. Und wir machen Fortschritte.
Bei Antwerpen versuchen wir mit aller Kraft das „Project One“ von INEOS zu verhindern, ein 3-Milliarden-Euro-Projekt zur Verarbeitung von fossilem Gas in Ethylen (ein wesentlicher Bestandteil von Kunststoff).
Die geplante Großbaustelle befindet sich direkt neben einem Naturschutzgebiet. Plastikpellets aus Betrieben der Kunststoffproduktion haben katastrophale Auswirkung auf geschützte Gewässer. Der Tierwelt am und im Wasser verwechselt sie tödlicherweise mit leckeren Fischeiern. „Project One“ würde zur globalen Krise der Kunststoffverschmutzung beitragen. Vor Ort würden Wälder gerodet und damit wichtige Lebensräume unwiederbringlich zerstört.
Wir arbeiten unermüdlich daran, den Bau zu stoppen: Die Pläne wurden im Umfang bereits um die Hälfte reduziert. Aktuell beteiligen wir uns an weiteren Maßnahmen, um den Bau komplett einzustellen.
Wir sind als Kläger die Stimme der Ozeane. Um der weltweiten Überfischung ein Ende zu setzen, klagen wir gegen gesetzesblinde Behörden und veraltete Urteile.
Unsere Weltmeere speichern die gleiche Menge an klimaschädlichem Kohlenstoff wie der Amazonas-Regenwald, über hundertmal mehr als die Atmosphäre. Ozeane arbeiten als globale Wärmepuffer. Sie verwahren 25 Prozent der durch uns Menschen verursachten CO2-Emissionen und mildern so die Folgen des Klimawandels. Ein großes Stück Zukunftssicherheit ist also nur mit gesunden Meeren möglich. Ohne Fische kippt das ozeanische Ökosystem, und mit ihm unsere Bemühungen, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Denn Fische sind keine Wirtschaftsware – sie sind als Lebensgrundlage für andere Meerestiere und Seevögel ein entscheidender Teil der Nahrungskette. Heute sehen wir durch Jahrzehnte der verantwortungslosen Fischerei viele Arten ausgerottet, Bestände gefährlich dezimiert und die Meere nachhaltig verändert.
Um Überfischung auf allen Meeren zu beenden gehen wir gegen Behörden und veraltete Gesetze vor Gericht: Wir nehmen unsere Aufgabe ernst und sind auf nationaler als auch internationaler Ebene aktiv. So fordern wir die Hafenbehörden der Niederlande auf, die wahre Größe der Hols zu überwachen. Und wir verklagen die EU-Ministerien wegen ihrer illegalen Entscheidungen, die Jahr für Jahr gefährliche Überfischung ermöglichen.
Wir bringen die größten Meeresverschmutzer vor Gericht. Helfen Sie uns mit Ihrer Spende
Wir kämpfen für unser Recht auf eine zukunftsfähige Landwirtschaft und arbeiten daran, angemessene Informationen über Pestizide verfügbar zu machen und sicherzustellen, dass ihr Einsatz gemeldet wird. Die Art und Weise, wie wir Landwirtschaft betreiben, zwingt Nahrungsmittelerzeuger*innen dazu, immer intensiver auf Chemikalien zu setzen, um durch die Tötung von vermeintlichen Schädlingen ihre Erntequoten zu erreichen. Leider töten sie damit auch Insekten, Larven und andere Organismen, ohne die unsere Ökosysteme zugrunde gehen.
Hinzu kommt, dass der überwiegende Teil dieser Chemikalien auch Bienen schadet, also den Tieren, denen wir den größten Teil der Vegetation unseres Planeten verdanken. Sogar die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Landwirt*innen selbst haben wir bisher außer Acht gelassen.
Pestizide gefährden die Zukunft unseres Nahrungsanbaus. Nur wenn diese Daten öffentlich sind, können Risiken sachgerecht gemanagt werden.
Alles, was wir dem Boden zufügen, kann in unser Wassersystem gelangen. In ganz Europa gehen wir deshalb gegen Behörden vor, die es versäumt haben, Menschen und Ökosysteme vor den drastischen Auswirkungen des Einsatzes von Industriechemikalien zu schützen – unter anderem im Haselnussanbau und in der Kohleverbrennung.
Für Spaniens Mar Menor, der größten Salzwasserlagune Europas und für den Vicosee im Zentrum Italiens, hatte der übermäßige Einsatz von Düngemitteln aus intensiver Landwirtschaft bereits verheerende Auswirkungen. Wenn die Chemikalien in den Boden sickern und in ein Gewässer gelangen, schaffen sie ideale Bedingungen für die Algenblüte. Ein explosives Wachstum von Algen bedeutet Sauerstoffknappheit für alle anderen Lebensformen. Die Folgen: Massensterben von Fischen und anderen Wasserlebewesen. In Italien führte es sogar zur Vergiftung der lokalen Trinkwasserversorgung.
Düngemittel sind jedoch nicht die einzige Ursache der Wasserverschmutzung in Europa. Gerade haben wir ein Gerichtsverfahren gegen die deutschen Behörden eingeleitet. Weil sie das EU-Wasserrecht nicht durchsetzen, liegt der Quecksilbergehalt im Rhein zwischen dem Zwei- und Elffachen des gesetzlich zulässigen Wertes. Das bedeutet eine akute Gefahr für Menschen und den Rest der Natur.
Menschen und Natur stehen nicht immer in Konflikt: Auf der ganzen Welt gibt es Gemeinschaften, die seit Jahrhunderten im Einklang mit der Natur leben und heute der Schlüssel zu Naturschutz und -Erhaltung sind.
Indigene Völker und lokale Waldgemeinschaften schützen weltweit rund 80 % der biologischen Vielfalt an Land. Überwältigende Beweise zeigen, dass sie die besten Wächter der Wälder und für das empfindliche Gleichgewicht dieser kostbaren Ökosysteme essentiell sind. Dennoch wurden indigene Gemeinschaften seit jeher von genau den Entscheidungen ausgeschlossen, die ihr Land betreffen – und auch heute wird ihr Lebensraum zunehmend von illegalem Landraub bedroht. Um Platz für Rinderfarmen und Industriebetriebe zu schaffen, werden Bäume gerodet, Brände gelegt und Lebensraum zerstört. Deshalb ist es so wichtig, dass Politik und Wirtschaft die Rechte indigener Völker und Waldgemeinschaften anerkennen. Gesetze und Gerichtsurteile schaffen Gerechtigkeit und tragen dazu bei, dass indigene Gemeinschaften ihre Heimat verteidigen und die Natur schützen können, mit der sie Seite an Seite leben. Um das zu erreichen, kämpfen wir dafür, dass die Rechte der indigenen und forstlichen Gemeinschaften als nationale und internationale Gesetze umgesetzt werden.
Wir arbeiten maßgebend mit Gemeinden in Westafrika und Südostasien zusammen, um das Bewusstsein für ihre Rechte zu schärfen und sie bei der aktiven Beteiligung an Entscheidungen zu unterstützen, die sich auf ihre Wälder und ihre Lebensweise auswirken.